Der erste öffentliche Auftritt erfolgte schließlich am Rosenmontag, dem 13. Februar 1961. Erster Höhepunkt für die Kapelle war die Mitwirkung beiden Mudauer Heimattagen am 29., 30. und 31. Juli 1961. Schon im Herbst desselben Jahres lud die Kapelle zu ihrem ersten öffentlichen Konzert in die Odenwaldhalle ein. Unter Dirigent Gerhard Münch konzertierte sie eine Stunde lang in abwechslungsreicher Folge, wobei betont werden muss, dass sowohl die Einzelstimmen als auch das Zusammenspiel Ansätze echter Musikalität erkennen ließen. Die raschen musikalischen Erfolge ließen auch bald die Mitgliederzahl steigen. Gehörten dem Verein 1962 insgesamt 20 aktive und 71 passive Mitglieder an, so waren 1966 schon 26 aktive und 173 passive Mitglieder zu verzeichnen. Im Jahre 1968 war die Zahl der aktiven Mitglieder auf 28, die der passiven bereits auf 230 angewachsen, und im Jubiläumsjahr zählt der Verein über 300 Mitglieder.
In der Folgezeit war die Kapelle bei allen kirchlichen und weltlichen Anlässen in Mudau und darüber hinaus sehr aktiv. Als herausragende Ereignisse sind die regelmäßigen Konzertveranstaltungen zu erwähnen, ebenso die Teilnahme an den vom Volksmusikverband ausgerichteten Wertungs- und Kritikspielen. Auch das äußere Erscheinungsbild wurde durch die Anschaffung einer Tracht gefälliger, die im Jubiläumsjahr durch eine weitere Tracht ergänzt wurde. Die Kapelle wird deshalb kurz als Trachtenkapelle bezeichnet. Neben einem stetig zunehmenden Leistungsstand war auch im kameradschaftlichen Bereich eine erfreuliche Aktivität festzustellen. Zu denken ist in diesem Zusammenhang besonders an die von Gerhard Riedel im Jahre 1969 in die Wege geleitete Freundschaft mit dem Harzclub-Zweigverein Zorge (Südharz).

Die in der Bevölkerung vorhandene Begeisterung äußerte sich in dem Wunsch, eine Jugendkapelle ins Leben zu rufen. Der Aufruf der Vorstandschaft vom 17. Mai 1965 fand ein unerwartetes Echo. 43 Jugendliche und Schüler erklärten spontan ihre Bereitschaft, weitere 20 schlossen sich ihnen an. Um den finanziellen Aufwand zur Beschaffung von Instrumenten dem Verein nicht allein aufzubürden, erklärten sich die Eltern der Jugendlichen bereit, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Nachdem am 14. und 15. August 1965 das Gründungsfest für die Mudauer Jugendkapelle stattgefunden hatte, dessen Erlös der Instrumentenbeschaffung zugute kam, konnte Dirigent Gerhard Münch mit lobenswerter Kleinarbeit und großer Einsatzbereitschaft an die Probenarbeit herangehen. Der Erfolg zeigte sich beim Musikfest im folgenden Jahr (13. bis 15. August 1966), wo die Jugendkapelle erstmals mit einem ansprechenden Programm vor die Öffentlichkeit trat. Es zeigte sich allerdings bald, dass der Eifer und die Begeisterung nur von kurzer Dauer waren. Aufgrund dessen und der Übernahme von zehn Jugendlichen in die Trachtenkapelle sank die Mitgliederzahl ständig, so dass im Jahre 1970 die Jugendkapelle als selbständiger Klangkörper nicht mehr bestand.
Trotz ständiger Nachwuchssorgen konnte der Musikverein Mudau im Jahre 1972 sein hundertjähriges Jubiläum zuversichtlich begehen.
Anlässlich dieses Jubiläums wurde die Vereinsgeschichte erstmals in einer Festschrift aufgearbeitet.
Ganz allgemein kann festgestellt werden, dass sich der Musikverein „Harmonie” 1872 Mudau eine ungemein positive Entwicklung nahm. Dies ist in erster Linie ein Verdienst des damaligen Vorsitzenden Erich Bucher sowie des Dirigenten Gerhard Münch. Sie haben in langen Jahren die Verantwortung für den Verein getragen und verstanden es, in harmonischer Zusammenarbeit die richtigen Entscheidungen für den Verein zu treffen und in die Tat umzusetzen.

Als ehemaligem Musiker und aktives oder passives Mitglied aller damaligen örtlichen Vereine, besonders aber als Bürgermeister war Erich Bucher der Wert eines gesunden Vereinswesens in der Gemeinde stark bewusst. Er sah das Vereinswesen als Grundlage für ein gedeihliches Gemeinschaftsleben und setzte sich dafür tatkräftig und energisch zum Wohl seiner Heimatgemeinde ein. Seinem Einsatz war es vorwiegend zu verdanken, dass der Musikverein 1973 – unmittelbar nach dem hundertjährigen Jubiläum und in Zusammenhang damit – mit der begehrten Pro-Musica-Plakette ausgezeichnet wurde. Sie wurde vom damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann verliehen und dem Vorsitzenden E. Bucher am 26. Dezember 1973 während des Weihnachtskonzerts in der Odenwaldhalle durch Landrat Dr. Geisert überreicht.

Die Bedeutung, die E. Bucher der einenden Kraft der Musik für die Gestaltung des Zusammenlebens in der Gemeinde, vor allem auch in den Jahren nach 1975 in der neugegründeten Gesamtgemeinde beimaß, wird in seiner Einleitung zum Protokollbuch dokumentiert, das in jenem Jahr neu angelegt wurde.
Erich Bucher schreibt:

„Mit dem Beginn dieses Bandes fällt die Geburtsstunde der neuen Gemeinde Mudau zusammen, die sich aus neun bis dahin selbständigen Gemeinden gebildet hat. Unsere Trachtenkapelle hat durch ihr Auftreten in den Umlanddörfern für diese schwere Entscheidung das notwendige Verständnis mitgeweckt. Ihr fällt auch für das weitere Zusammenwachsen eine wichtige Aufgabe zu.
Nur mit viel Gemeinsamkeit und selbstlosem Denken wird der Verein dem gestellten Auftrag im kulturpolitischen Bereich gerecht werden können. Der Geist in der Trachtenkapelle und ihr musikalisches Niveau gibt uns Hoffnung, dieses Ziel zu erreichen.”

Für seine Verdienste als Bürgermeister und seinen Einsatz für das Vereinsleben wurde E. Bucher im Dezember 1976 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Als E. Bucher in der Generalversammlung am 16. März 1985 sein Amt als Vorsitzender des Musikvereins an Reinhard Münch übergab, hatte er in 24 arbeitsreichen Jahren den Verein geprägt und gefestigt. Der Verein war auf 348 fördernde Mitglieder angewachsen, er verfügte über eine Seniorenkapelle mit 40 aktiven Musikern, über eine 27 Mitglieder starke Juniorenkapelle und eine Zöglingsgruppe von 20 Musikern. Die Generalversammlung würdige E. Buchers Einsatz mit der einstimmigen Ernennung zum Ehrenvorsitzenden.